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Damit ihr wisst, was gemeint ist, gehe ich mal mit gutem Beispiel voran und erzähle hier...
25. Mai 2025
Wo fange ich an? Am besten lange bevor es Hunde in unserem Leben gab, mal davon abgesehen, dass es sowohl in Meikes als auch in meiner Familie in unserer Kindheit Hunde gab. Wie kam es zu der Entscheidung, sich Hunde anzuschaffen?
Freude an und mit Tieren hatten wir eigentlich schon immer. Wir hatten über viele Jahre Katzen. Katzen zu halten war in unserer Situation viel einfacher. Katzen kann man viel leichter ausschließlich in der Wohnung halten und wenn man Jobs nachgeht, die zu durchschnittlich 100 Abwesenheitsstunden in der Woche führen, dann geht das mit Katzen, nicht aber mit Hunden. Nachdem dann unsere letzten beiden Katzen, ET & Elliot, gehen mussten, gab es für uns dann lange keine Tiere. Der langsam näher rückende Ruhestand und die Entscheidung, nach und nach die Arbeitszeit zu reduzieren, ließ dann aber denn Gedanken an Tiere wieder hochkommen, bei mir noch nicht, bei Meike schon. „Wenn du dann Rentner bist, wird dir ein Hund bestimmt guttun. Sport kannst du nicht mehr so viel machen, wie du eigentlich möchtest (Arthrose) und bevor du „in ein Loch fällst“, wenn der Job auch noch fehlt…“ So oder so ähnlich begannen viele Gespräche. Aber noch war es nicht so weit, denn wir waren uns eigentlich sicher: einen Hund zu halten macht für uns nur Sinn, wenn mindestens einer von uns immer zu Hause ist oder die maximale Abwesenheit beider nur kurz ist oder nur ausnahmsweise vorkommt.
Dann war es irgendwann so weit, wir hatten unsere Situation so eingerichtet, dass wir nur an einem Tag pro Woche beide abwesend sein würden und an diesem Tagen würden wir jemanden haben, der Haus und Tier bewachen kann.
Also ging es los. Wir haben uns auf die Suche gemacht. Wir haben uns hier und da informiert. Wir haben uns mit Rasseprofilen beschäftig und grundsätzlich Überlegungen angestellt, ob es ein Hund vom Züchter, aus dem Tierheim oder aus dem Tierschutz sein soll. Uns war nur klar, dass wir keinen Welpen wollten. Aber was bekommt man dann für ein „Überraschungspaket“? Wie wurde der Hund sozialisiert, was hat er erlebt, was hat er gelernt, was bringt er mit? Glücklicherweise haben wir eine Freundin, die schon sehr lange 2 Hunde hat und uns in unseren Überlegungen beraten und begleitet hat. Man will ja alles richtig machen, schließlich geht es um eine Entscheidung, die das Leben für viele Jahre beeinflussen wird.
Und dann haben wir es doch falsch gemacht oder zumindest auf eine Art, die eigentlich nicht empfohlen wird…
Nachdem wir zunächst einige Tierschutzhunde in die engere Auswahl genommen haben, uns damit dann aber doch nicht wirklich anfreunden konnten (sollen wir wirklich einen Hund, den wir nur von einer Beschreibung kennen, einfach so aus einem Transporter in Empfang nehmen, in dem er stundenlang aus dem Ausland hierhergebracht wurde? Nein, das wollten wir nicht. Und die Tierheimhunde haben es zwar verdient, dass man ihnen ein neues Zuhause gibt, aber wir als Anfänger hatten Sorge, dass uns das überfordern würde.
Und dann haben wir bei „Kleinanzeigen“ gestöbert und sind im Dezember 2021 über folgenden Anzeigentext gestolpert: „Labradoodle, foxred, F1, m.P. 9 Monate“ und beigefügt waren folgende Bilder:
Die Geschichte dazu, die wir nach Kontaktaufnahme, teilweise aber auch erst später erfahren haben, war folgende:
Die Verkäuferin war die Leiterin einer Hundeschule, selbst Menschen- und Hundetrainerin, psychologisch ausgebildet, mit dem Anspruch, so mit den Hunden kommunizieren zu können, dass diese in jeder Situation gehorchen und abrufbar sind. Außerdem bildete sie Blindenführhunde und Behindertenbegleithunde aus. Der zum Verkauf stehende Labradoodle „Jefferson“ stammte aus eigener Zucht (vom Albatros) und sollte eigentlich zu einem Blindenführhund ausgebildet werden. Dazu eigne er sich aber nicht, da er sich immer ausschließlich unten, also auf seiner Höhe, orientieren würde, nicht aber oben, auf Höhe des Menschen und diesen damit immer wieder in schwierige Situationen bringen würde. Das kam uns schon irgendwie fadenscheinig vor, aber wir sahen für uns die Chance, einen Hund zu bekommen, der bereits eine sehr gute „Grundausbildung“ bekommen hatte. Heute wissen wir es besser, denn wir wissen, dass Jeff niemals als Blindenhund hätte verkauft werden können, da er eine HD hat. Man muss ja davon ausgehen, dass er seinen „Job“ nur wenige Jahre hätte machen können.
Wir haben also einen Besichtigungstermin vereinbart und uns auf den Weg gemacht. Nach der Begrüßung wurden wir in die Küche geführt und haben dort ca. 2 Stunden geplaudert. Jefferson, der zu Beginn hereingebracht wurde, hat sich sofort neben meinen Stuhl gelegt und blieb dort während der gesamten Zeit liegen und schaute immer wieder zu mir nach oben, als wolle er sagen: „hol mich bitte hier raus!“ Das ist natürlich Quatsch, aber irgendwie war sofort das Gefühl einer Bindung da.
Wir wollten Jeff haben! Und auch, wenn damals ehrlich gespielt worden wäre, hätten wir es nicht geschafft zu sagen: dann musst du eben hierbleiben. Also haben wir Jefferson vom Albatros im Alter von 9 Monaten Anfang Januar 2022 zu uns nach Hause geholt. Sehr schnell hat sich die Diagnose HD durch Röntgenaufnahmen bestätigt. Auf Empfehlung unseres Tierarztes haben wir eine sog. Golddrahtimplantation durchführen lassen und auch einen Abdominal-Hoden entfernen lassen, da solche nicht deszendierten, also in der Bauchhöhle verbliebenen Hoden, zum Entarten neigen.
Abgesehen davon war es einfach nur schön. Obwohl wir vieles falsch gemacht haben, hat dieser Hund einfach alles richtig machen wollen. Ich hatte immer das Gefühl, Jeff kann alles, ich selbst muss nur ganz viel lernen, um es abrufen zu können. Und wie das mit dem Lernen so ist. Wenn man beginnt, sich intensiv mit Hundeerziehung und Hundetraining zu beschäftigen, stellt man fest, 3 unterschiedliche Trainer haben 5 unterschiedliche Ansichten. Also muss man neben dem eigentlichen Lernen auch noch herausfinden, welche Methode für einen selbst am besten geeignet ist. Und das ist ein Weg, der nicht gerade, sondern auch mal in Schlangenlinien verläuft.
Es war mitten in der Corona-Zeit und deshalb war es nicht ganz einfach, Unterstützung zu bekommen. Wir hatten das Glück, sehr zeitnah Einzelunterricht bei Anna Voßler zu bekommen und die Basics kennenzulernen. Der Hundeclub war Anfang 2022 noch geschlossen. Sobald er wieder geöffnet hatte, wollten wir aber dabei sein. Und dann gab es die Möglichkeit, die Begleithundeprüfung zu machen und dafür intensiv zu trainieren. Ja, auch bei mir kam die Frage auf, ob man diesen „Drill“ wirklich braucht. Und leider habe ich manchmal die Geduld verloren und war zu verbissen. Heute ist mir klar, dass das sinnlos und sogar kontraproduktiv ist. Vielmehr geht es darum, die richtige Methode zu finden, dem Hund klarzumachen, was man möchte, fair zu seinem Hund aber auch bestimmt und konsequent zu sein. Und das alles ist auch, unabhängig davon, ob der Hund ein bestimmtes Kommando besonders gut auszuführen lernt, für den Alltag und die Teambildung essenziell.
Meine intensive Beschäftigung mit Jeff in dieser Zeit hat bei Meike immer mehr dazu geführt, dass sie sich aus der Beziehung zum Hund etwas herausgedrängt fühlte und so wuchs in ihr der Wunsch, einen eigenen Hund zu haben. Und Meike wollte gerne einen Tierschutz-Hund haben, aber möglichst einen, der bereits auf einer Pflegestelle in Deutschland ist. Denn wir wollten unbedingt, dass Jeff quasi mitentscheidet. Das heißt, wir wollten sehen, wie der Kontakt bzw. die Kommunikation zwischen Jeff und einem neuen Hund abläuft. Außerdem haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt, ob es ein zweiter Rüde oder eine Hündin werden soll.
Gleich der erste Versuch, nämlich der Besuch einer Pflegestelle in Ammersbek, wo Jule zu Gast war, verlief positiv. Jule wurde in Rumänien zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter von der Straße „gerettet“ und verbrachte nur kurze Zeit im Shelter in Rumänien, bevor sie im Alter von etwa 3-4 Monaten auf die Pflegestelle kam. Jule war noch sehr ängstlich, vor allem bei „Kinderlärm“. An einem Spielplatz vorbeizugehen, aber auch an einem pöbelnden Hund auf einem Grundstück vorbeizugehen, war schon eine Herausforderung. Laute Geräusche führten zum „Einfrieren“ oder „Flüchten“ und ein ordentlicher Jagdtrieb war auch vorhanden. Leinenführigkeit war allenfalls ansatzweise vorhanden. Und das Ankauen von Schuhen würde man ihr auch unbedingt abgewöhnen müssen. Aber das Zusammentreffen mit Jeff war äußerst positiv, ja es war sofort Sympathie vorhanden und…, Jule war sehr süß und liebenswert.
Wir haben uns an diesem Tag noch einen weiteren, nicht Tierschutz-, sondern einen „Abgabehund“ angeschaut. Wenn man mal vergleicht, dann war dieser andere Hund, der ja schon in einer Familie lebte, also eine gewisse Sozialisation und Erziehung erlebt haben sollte, eine schiere Katastrophe. Ja, das liegt am Menschen, nicht am Hund. Da war schon der Name („Gucci“) Programm. Auf der Rückfahrt war klar: Wir haben uns beide (nein, alle drei) in Jule verliebt.
Nachdem wir noch zweimal die Pflegestelle besuchen durften, alle Formalitäten mit der Tierschutzorganisation geklärt hatten und das Grundstück ausbruchsicher gemacht hatten (Auflage der Pflegestelle, für Jeff war das nicht unbedingt erforderlich), haben wir Jule dann Ende Januar 2023 nach Hause geholt.
Es war von Anfang an klar, wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Jule hat sich schnell eingewöhnt, hat sehr schnell gelernt, vielleicht mehr von Jeff als von uns und bei den größeren Problemen hat uns wieder Anna sehr gut geholfen.
Wir sind jetzt ein komplettes Team, das immer mehr zusammenwächst und den Alltag sowie auch besondere Ereignisse, wie z.B. Urlaube gemeinsam genießt. Wir sind davon überzeugt, dass auch der weitere Weg ein ständiges Lernen bleibt, freuen uns aber über jeden kleinen Fortschritt und glauben, auch wenn wir Fehler gemacht haben (s.o.) doch alles richtig gemacht zu haben!
Warum schreibe ich das alles hier auf? Ich glaube, der Grund ist, dass ihr Hunde es wert seid, in unserer Erinnerung zu bleiben, denn die Zeit, die ihr an unserer Seite seid, ist kurz und ich habe ein bisschen Sorge, dass wir euch, wenn diese Zeit vorüber ist, allzu schnell aus unserer Erinnerung verlieren.
Aber dann merke ich, dass ihr Hunde da gar nichts von habt, dass ich hier versuche, etwas „zu eurer Ehre“ zu tun, denn wir leben zwar zusammen, aber wir leben doch in eigenen Welten und ich realisiere, dass ich das eigentlich nur für mich mache, wie egoistisch!
Die größte Ehre, die wir als Menschen euch Hunden erweisen können ist, euch anzunehmen, wie ihr seid und fair zu euch zu sein. Um fair sein zu können, möchte ich so viel wie möglich über euch wissen und ich möchte versuchen, euch nicht wie einen Menschen zu behandeln, sondern so gut es geht, auf eure Art mit euch kommunizieren.
Friedhelm Weiss
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